Wie sind Sie zum Projektmanagement gekommen?
Ich bin durch Zufall zum Projektmanagement gekommen. Nach dem Studium in Kommunikationswissenschaft bin ich auf eine IT-Beratung aufmerksam geworden. Ich startete dort im Projektmanagement-Office und verantworte nun seit vielen Jahren eigene Projekte.
Falls Sie keine Projektmanagerin geworden wären – was stattdessen?
Ich wäre in der Unternehmenskommunikation mit Fokus auf interkulturelle Kommunikation.
Welches Projekt hat Sie besonders geprägt oder war für Sie besonders wichtig?
Ein ERP-Projekt: Die Implementierung von Microsoft D365FO bei einem großen Kunden mit anschließend internationalen Rollouts. Während des Projekts haben wir mit Spezialist*innen von Microsoft und anderen Projektmanager*innen die Methodik angepasst und agiler gestaltet. Wir konnten viele Best Practices entwickeln und das Gelernte in folgenden Projekten anwenden.
An welchem Projekt arbeiten Sie gerade?
Derzeit arbeite ich in einem besonderen Projekt. Wir geben unser Unternehmen in das Verantwortungseigentum der Mitarbeitenden (Employee Owned Company). Im Juni 2023 haben wir einen Verein gegründet. Ich bin Vorsitzende des Vereins in einem Präsidium mit elf Personen. Der Verein wird die Arineo GmbH von den jetzigen Gesellschaftern kaufen und in die Stiftung übertragen. Die Mitarbeitenden der Arineo GmbH können dann Mitglieder im Verein werden, der das Herzstück des EOC-Modells ist. Es macht viel Spaß, mit den Kolleg*innen diese besondere Form des Firmeneigentums zu realisieren.
Gelten in Ihrem Bereich bestimmte Standards und Methoden?
Wir haben eine eigene Methodik entwickelt für unsere ERP-Implementierungen mit einer agilen Vorgehensweise. Das Modell bietet besonders viel Transparenz für die Kunden und unterstützt uns bei der erfolgreichen Umsetzung unserer Projekte.
Welche historischen Projekte bewundern Sie am meisten?
Die Mondmission ist spannend, weil es um so viel Präzision geht. Man konnte bei diesem Projekt auch keinen wirklichen Prototyp machen. Alles muss sehr genau ablaufen.
Was wäre Ihr Traumprojekt?
Ein Umweltschutzprojekte fände ich spannend. Neue Technologie zu verbinden im Sinne der Nachhaltigkeit.
Was zeichnet Sie als Projektmanagerin besonders aus?
Ich bringe meistens gute Laune mit, kann gut zuhören, bin sehr strukturiert und lösungsorientiert.
Was motiviert Sie, in Projekten zu arbeiten und Projekte zu leiten?
Mir macht es Spaß, im Team zu arbeiten. Es ist wunderbar, Ergebnisse zu sehen, dem Kunden geholfen zu haben und positives Feedback zu erhalten.
Welche Tipps haben Sie für den Projektmanagement-Nachwuchs?
Aufmerksam sein und zuhören! Zudem immer auch vordenken: einmal alles durchspielen und überlegen, was zu tun ist.
Welche Eigenschaften schätzen Sie an Projektmanagern*innen am meisten?
Strukturiert und zuverlässig sein. Absprachen werden eingehalten.
Was ist für Sie als Projektmanagerin das größte Glück?
Wenn die Projektbeteiligten Spaß haben, an dem was sie tun, und gleichzeitig Fortschritte erzielen.
Was ist für Sie als Projektmanagerin das größte Unglück?
Wenn jemand sich verloren und abgehängt fühlt.
Was sind zukünftige Trends?
Agiles Arbeiten ist bei vielen schon Standard und wird sich weiter verfestigen. Außerdem wird der Fokus auf die Menschen, die im Projekt arbeiten, immer stärker. Es geht nicht nur um Zahlen, Daten, Fakten, sondern um die Personen, die im Projekt arbeiten und ihre Fähigkeiten.
Was geben Sie den Leser*innen mit auf den Weg?
Offen sein für neue Methoden und einfach etwas ausprobieren. Nicht immer an Altem festhalten. Versuchen, neue Wege zu gehen.
Erschienen in: PROJEKTMANAGEMENT AKTUELL, 35. Jahrgang, 03/2024, DOI 10.24053/PM-2024-0060.
Quelle: © 2024 Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG
Zur Person | Wibke Jellinghaus ist Projektmanagerin,
Mitglied der Geschäftsleitung bei der Arineo GmbH und
Vorsitzende des Arineo Mitarbeitenden Vereins.