Du hast dein erstes Jahr als Student des dualen Studiums Wirtschaftsinformatik inzwischen hinter dir. Bitte erzähle uns zuerst, wie ein duales Studium aufgebaut ist.
Linus: Hallo, prinzipiell ist ein duales Studium wie das an der Dualen Hochschule Sachsen in Glauchau* in Praxis- und Theoriephasen unterteilt. Jedes Semester startet mit einer zwei- oder dreimonatigen Theoriephase an der Uni, in der neue Inhalte und neues Wissen vermittelt werden. Jede Theoriephase wird am Ende mit einer Prüfung abgeschlossen. Anschließend geht es mit der Praxisphase weiter, die für mich bei Arineo stattfindet. Bei mir ist es so, dass ich nach Möglichkeit an bestehenden Kundenaufträgen mitarbeite und aktiv in die Arbeitsabläufe eingegliedert werde. Meist sind Praxis- und Theoriephasen in etwa gleich lang, es gibt jedoch auch längere Praxisphasen von fast sieben Monaten. Häufig gibt es in diesen Phasen auch Aufgaben von der Hochschule, wie beispielsweise die Erstellung von Praxistransferbelegen. Dadurch können wir wertvolle Erfahrungen für die Arbeit an der späteren Bachelorarbeit sammeln.
Wie sind die Theoriephasen aufgebaut, welche Kurse hast du?
Linus: Ich kann leider keinen Vergleich zu einem normalen Studium ziehen, würde den Ablauf jedoch mit dem Abitur vergleichen. Für jede Woche gibt es einen festen Kursplan, in dem die jeweiligen Kurse in der Zeit zwischen 8 bis 17 Uhr liegen. Die Endzeiten variieren häufig und jeder neue Wochenplan unterscheidet sich vom vorherigen. Die Kursthemen wechseln in Abhängigkeit vom gewählten Studiengang von Semester zu Semester. Bei mir lag der Schwerpunkt auf ersten Einblicken in die Informatik. Darunter fallen theoretische Informatik, Arbeitsmethoden, Projektmanagement oder Rechnerarchitektur. Ergänzt wurden diese um Kurse im Wirtschaftsbereich wie BWL, Einblicke in Unternehmen, Wirtschaftsenglisch und Programmierung.
Wie können wir uns die Ausbildung im Betrieb vorstellen, welche Aufgaben hast du vielleicht schon übernommen?
Linus: Die Ausbildung im Betrieb ist sehr abwechslungsreich und praxisorientiert und unterscheidet sich stark von den Theoriephasen in der Berufsakademie. Zu Beginn wurde ich schrittweise an die verschiedenen Bereiche herangeführt, um ein grundlegendes Verständnis für die Prozesse und Systeme im Unternehmen zu entwickeln. Anschließend konnte ich mich nach und nach bei der Arbeit an Kundenaufträgen einbringen. Bisher habe ich Aufgaben in der Softwareentwicklung übernommen, wie das Testen und Anpassen von Anwendungen, sowie die Unterstützung bei der Implementierung neuer IT-Lösungen. Dabei ging es vor allem um Aufgaben innerhalb der Datenbereinigung, der Anbindung von Schnittstellenlösungen oder kleinere Aufgaben, die der Optimierung des Kundensystems dienten.
Kannst du dein theoretisch erworbenes Wissen bei der Arbeit im Betrieb einbringen und wenn ja, wie?
Linus: Ja und nein. Vieles ist sehr theoretisch und wird an der Duale Hochschule Sachsen eher verallgemeinert vermittelt. Damit ist es schwieriger, speziell den Bereich zu treffen, in dem das eigene Unternehmen arbeitet. Allgemeine Arbeitspraktiken oder Methoden zur Arbeit an IT-Projekten hingegen sind für mich in der Praxis anwendbar und wurden auch an der Dualen Hochschule Sachsen vermittelt. Es gibt immer Themen, die in beiden Phasen behandelt werden. Doch allgemein wird in der Theoriephase eher der generelle Überblick und in der Praxisphase ein speziellerer, tiefgründigerer Inhalt vermittelt.
Und nun „Butter bei die Fische“: Wie anstrengend ist das duale Studium, bleibt dir genügend Zeit für Privates oder erlebst du es als besonders stressig?
Linus: Für mich bleibt definitiv genug Zeit für Privates. Das hängt vermutlich auch vom Lern- und Verständnistyp ab, also davon, wie schnell man sich Inhalte einprägen und das Wissen in der Prüfungsphase anwenden kann. Doch solange man Motivation zeigt und sowohl in der Berufsakademie als auch im Unternehmen Zeit investiert und sich mit den Inhalten aktiv befasst, ist es gut möglich, genug Zeit für private Dinge zu haben.
Sind die Wechsel von Theorie und Praxis sehr anstrengend?
Linus: Nein, ich würde nicht sagen, dass die Wechsel anstrengend sind. Im Gegenteil: Für mich ist es eher erfrischend alle zwei bis drei Monate einen Wechsel zu haben. So wird der Alltag nicht allzu eintönig und man sieht immer wieder andere Gesichter.
Wenn du auf dein erstes Jahr zurückblickst: Haben sich deine Erwartungen an die Kombination von Theorie und Praxis erfüllt?
Linus: Tatsächlich hätte ich mir es stressiger vorgestellt. In meiner Vorstellung wäre die Doppelbelastung deutlich stärker gewesen, und da die Anforderungen sowohl im Studium als auch in der Ausbildung anspruchsvoll sind, hatte ich mit einem sehr hohen Druck gerechnet. Rückblickend bin ich positiv überrascht, wie gut sich die beiden Bereiche ergänzen. Die Praxisphasen in der Ausbildung haben mir geholfen, theoretische Inhalte aus dem Studium besser zu verstehen und anzuwenden. Gleichzeitig hat mir das Studium oft neue Perspektiven eröffnet, die ich direkt in der Praxis einsetzen konnte. Natürlich gab es auch anstrengende Phasen, besonders wenn Klausuren und wichtige Projekte gleichzeitig anstanden. Insgesamt hat sich die Kombination von Studium und Ausbildung als bereichernd und motivierend erwiesen und definitiv als die richtige Entscheidung.
Welchen Tipp würdest du Schüler:innen geben, die sich für ein duales Studium interessieren, welche Fähigkeiten sollten sie mitbringen?
Linus: Ich denke eine gewisse Grundbereitschaft sich hinzusetzen und zu lernen sollte vorhanden sein. Mit bloßem Teilnehmen am Unterricht kann es schwer werden, die benötigten Inhalte zu verinnerlichen. Man sollte aktiv mitarbeiten wollen und sich sicher sein, dass einen das Themengebiet auch wirklich interessiert. Und wenn einem das Lernen und Einprägen von Dingen generell Spaß macht und leichtfällt, dann ist das ein netter Bonus.
*Die BA Sachsen wird zur Dualen Hochschule Sachsen. Die Weiterentwicklung der Berufsakademie Sachsen zur Dualen Hochschule Sachsen bietet Studierenden, Praxispartnern zahlreiche neue Möglichkeiten und Chancen. Durch die gesteigerte duale Qualität der Lehre und des akademischen Rufs mit akademischen Bachelor- und Diplomabschlüssen ist und bleibt die Duale Hochschule Sachsen eine erstklassige Institution für marktorientiertes Studieren mit Praxisbezug. Quelle: Duale Hochschule Sachsen: BA Sachsen wird zur DHSN